Durchs "Wilde Kurdistan"

01.05.2013

Vorweg gesagt: Wenn man mit "wild" die kurdische Bergwelt meint, liegt man richtig. Wenn man seine Bevölkerung meint, absolut daneben. Hilfsbereitschaft, Zuvorkommenheit und Freundlichkeit begegnen uns hier wie überall in der Türkei jeden Tag aufs Neue. Nun sind wir in Kurdistan angekommen, im Land, das auch Mesopotamien oder Zweistromland genannt wird. Wir wollen einige Tage am Berg Nemrud verbringen, und so gilt die erste Aktion der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz in seiner Nähe. 

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Weiter nach Osten - wir verlassen irgendwann den schönen Campplatz bei Artemesia und erreichen um 8:30 Uhr morgens die Fähre über den riesigen Atatürk-Stausee. Sie ist relativ klein, aber vollgestopft mit PKW und Minibussen, und wie immer sind wir die einzigen Touris weit und breit. Wir dürfen als letzte rauf, denn da wäre eh´ kein Platz mehr für einen ganzen PKW gewesen. Als wir am anderen Ufer ankommen, geht es rückwärts wieder runter von dem Fährboot, meine Lieblingsübung.

Auf endlosen Steppenwiesen, auf denen der duftende Klee kilometerweit blüht, sehen wir nichts als vereinzelte Schaftherden oder Bienenzüchter (wen wundert´s …). In 50 km Entfernung können wir bereits von einem Hügel aus die einzige Stadt in der Umgebung ausmachen, in der wir auch wieder volltanken können. Uns auch, denn es gab noch kein Frühstück heute! Hinter Diyanbakir beginnt die Kornkammer der Türkei.

Am nächsten Morgen werden wir - recht untypisch für das türkische Hochland - von Möwenkreischen geweckt. Heute wollen wir die letzte Stadt vor der iranischen Grenze erreichen - Dogubayazit mit seinem berühmten Ishak-Pasha-Palast, einer alten Zollstelle der Seidenstraße. Er wurde im 17. Jhd. vom herrschenden Pascha auf einer in die Ebene ragenden Bergnase errichtet - mit damals 366 Zimmern und in orientalischer Schönheit. Die eindrucksvolle Strecke in die Hochebene von Dogubayazit führt uns keine 300 m von der iranischen Grenze entfernt durch Halbnomaden-Dörfer, Schneefelder und über einen 2.600 m hohen Pass, und dann liegt mit einem Mal die von Bergen eingekesselte riesige Ebene vor uns - mit dem mächtigen, bildschönen Ararat im Hintergrund, der majestätisch mit seinem schneebedeckten Gipfel (5.100 m hoch) über der Ebene zu schweben scheint. Wir tauchen ein in die quirlige Grenzstadt und finden ein nettes Hotel, um unsere Route durch den Iran planen zu können. Am 03. Mai wollen wir einreisen, und wir sind so gespannt, was uns dort erwarten wird!

Iran - Wir sind drin

05.05.2013

Wir sind gestern bei Dogubeyazit/Bazargan über die Grenze in den Iran eingereist. Wir waren uns gar nicht so sicher, ob uns das gelingen wird, denn die Internetgerüchteküche verbreitete in den letzten Monaten Informationen, denen zufolge wegen der anstehenden Wahlen keine Einreise für "Individualisten" möglich sei. Wir waren also recht (an-)gespannt, als wir über die weite Ebene auf die Grenze zurollten.
Vor dem Übergang sahen wir bereits eine um die 2 km lange wartende LKW-Schlange, die wir überholten, um dann ziemlich allein an der Schranke, nein, es war ein mächtiges Metallgitter, zu stehen. Die Beklemmung wich aber, als wir von den Beamten freundlich von einem Büro zum nächsten gereicht wurden und überall willkommen geheißen wurden. Ich war sehr befangen in meinen Motorradklamotten und hatte mir als Zugeständnis wenigstens einen Kopfschal angelegt - damit laufe ich immer noch herum (habe inzwischen drei Modelle) und das scheint völlig ok zu sein. Aber zurück zur Einreise. Wir hatten zwar den üblichen Grenzbüro-Marathon bei den verschiedenen Stempelstellen zu erledigen, aber alle Schreibtische lagen im Umkreis von 100 m und wir waren nach etwas über einer Stunde durch- inklusive der Ausreise aus der Türkei.

Nun sind wir in Täbriz, und die leider für die Iraner schlimme Inflation ist ein Segen für uns - der Kurs fällt und fällt. Für einen Liter Benzin zahlen wir 17 Cent, für ein komplettes Essen 4,50 für uns beide. So können wir uns heute auch ein richtig klasse Hotel leisten, in das wir uns vor dem Stadtverkehr retten können, denn der ist die Hölle. Da wollen wir nicht näher drauf eingehen, aber so einen Kamikaze-Fahrstil haben wir noch nicht erlebt. Morgen geht´s wieder auf´s Land!

Facebook ist im Iran übrigens gesperrt, und wir haben noch keine "Umgehung" gefunden. Dort werdet ihr also vorerst nichts von uns hören können!

 

Iran - Entdecken auf "beiden Seiten"

Wir haben so einige Probleme, eine vernünftige Internetbandbreite zu erwischen, aber zu Gast im schönen Garten des Hotels Abbasi klappt es nun:

09.05.2013, ca 6.500 km auf dem Tacho

Wir kämpfen uns durch den Verkehr von Täbriz nach Osten und haben heute 600 km Wegstrecke vor uns, denn wir wollen es bis Hamedan im westlichen Bergland des Iran schaffen. Ich bin recht froh, wieder auf dem Motorrad zu sitzen, denn die Aufmerksamkeit, die uns zuteil wurde war ungewohnt und auf Dauer ziemlich anstrengend. Thomas ist um einiges geduldiger, die immer gleichen Fragen der interessierten Iraner zu beantworten!

Hamedan ist ein hübsches Städtchen, doch wir sind so neugierig auf Isfahan, dass wir am nächsten Tag wieder auf den Mopeds sitzen. 500 km durchs iranische Hochland, wir nutzen einen Teil des "Persian Gulf Highway" (der aber gar kein Highway ist). Die Stecke führt über unwirklich wirkende Pässe und stürmische Hochplateaus. Das Wetter ist heute so wechselhaft, dass wir abwechselnd vom Sturm in unbequeme Seitenlage verbracht über die 2.000 m hoch liegende Ebene fliegen, um in den nächsten Minuten einen kräftigen Schauer aus triefenden schwarzen Wolken abzubekommen. Dazwischen immer wieder Sonnenspots, die die Landschaft dramatisch erleuchten.

Iran - Etwas wackelig

13.05.2013 Draußen ruft melodisch der Muezzin zur Abendstunde durch den Geräuschteppich der Stadt - Wir sind in Shiraz angekommen, dem südlichsten Punkt unserer Irandurchquerung. Eine sehr schöne, in einem Talkessel gelegene Stadt, um die herum sozusagen "nichts" ist, die aber über 1 Mio. Einwohner hat. Besonders gefallen uns die Gärten hier, es kommt mindestens ein Gärtner auf 100 Quadratmeter, wie es aussieht. In der letzten Nacht wurden wir gegen 3:15 Uhr von einem merkwürdigen Knall und lautem Gebrummel aus dem Schlaf geschreckt: die Erde bebte, kurz aber hier im ersten Stock doch erschreckend merkbar Danach war wieder Ruhe - nur die Stimmen und das Getrappel anderer Hotelgäste auf dem Flur und das Geschimpfe eines Vogels in der Palme vor dem Zimmer war noch zu hören. Bis jetzt blieb es ruhig, wir hoffen, dass es so bleibt. In einer solchen Situation ist man wirklich besser im Zelt aufgehoben ... Da wir mit den Besichtigungen von Moscheen, Palästen und Bazaren nun so halbwegs durch sind, freuen wir uns, morgen nach viel Stadtluft wieder in die Landschaft um uns herum rollen zu können.

Iran - Es gibt Reis, Baby!

15.05.2013 - nach etwa 8.100 km

Wir wollen mal ein Wort über die iranische Küche verlieren, deren Feinheiten uns bisher - nach immerhin zwei Wochen kreuz und quer durchs Land reisen - sich uns noch nicht offenbart haben.
Es gibt Reis. Duftenden, lockeren, langkörnigen Reis, den wir inzwischen in fein unterteilte Kategorien einzuteilen verstehen:
Da ist zunächst die strahlend weiße, uniforme Sorte, die sich gebirgsmäßig auf einer Platte (für eine Person, versteht sich) auftürmt. Dann die abwechslungsreiche Variante, mit Safranreis vermischt, in ihrer Finesse noch gesteigert durch die Zugabe von kleinen, roten Beeren, deren Name wir bis heute nicht rausgekriegt haben. Dazwischen unendliche Untervarianten: mit einem Klecks Butter obendrauf, mit einer gegrillten Tomate daneben. Und einmal fanden wir unter einem Berg Reis Hühnchen, das sich erst erahnen ließ, als er halb weggefuttert war. Als Beilage zum Reis wird gelegentlich auch Fleisch serviert, meist in Form von Kebab. Das Ganze wird ohne Soße gereicht, damit der Reisgeschmack nicht überdeckt wird. Aber das soll hier nicht das Thema sein.
Lediglich zum Kaffee oder Tee wird KEIN Reis serviert.

*off-topic-on* Nochmals einen ganz herzlichen Glückwunsch für Brigitte zu ihrem Geburtstag! *off-topic-off*

Und noch was: nachdem wir jetzt eine Möglichkeit gefunden haben, auf Facebook zuzugreifen, hat uns nun Facebook gesperrt, weil Sie meinen, wir wären Hacker aus dem Iran :-) Mal sehen, ob nach gefühlten 216 Mails hin- und her sie es endlich auf die Kette bekommen und uns wieder freischalten.

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