Inselhopsen - Nach Koh Yao Yai

12.10.2013 - 25.600 Kilometer

Ein solches Rambazamba haben wir lange nicht vors Visier bekommen. Touri-Busse, genervte Taxifahrer, ein Restaurant reiht sich ans andere und der Bevölkerungsanteil an Nicht-Thais ist so hoch wie wir ihn zuletzt außerhalb Thailands sahen: Wir fahren mitten durch Phuket-Stadt. Hier soll sich irgendwo der Pier befinden, wo morgen früh unsere Fähre zur Insel Koh Yao Yai ablegen wird. Es ist noch hell, und so machen wir uns vor der Zimmersuche auf die Suche nach besagtem Pier, damit wir morgen gleich wissen, wo wir hinmüssen. Mit den beladenen Maschinen kurven wir kreuz und quer durchs unübersichtliche Hafengebiet, auf Nachfragen bei den Einheimischen winkt man uns meist nach links und rechts - gleichzeitig. Irgendwann liegt der kleine Verladeplatz trotz aller Irrungen vor uns, und wir sehen gerade noch, wie ein Auto über zwei freischwebende Bretter ein Schiffchen verlässt. Na dann … mal sehen, was wir morgen hier antreffen werden!

(Hier die Koordinaten, damit ihr nicht so suchen müsst, falls ihr mal hinwollt: N 07°52´57.4´´, E 098°24´51.3´´)


Die Fähre, die auch Autos und Motorräder mitnehmen kann, soll laut Aussage eines Inselbewohners am kommenden Morgen um 8:30 Uhr und um 10:30 Uhr losfahren. Wir kurven also ganz entspannt um 10 Uhr zum Pier herein - und fragen uns, wie unsere Kisten da rauf kommen sollen! Vorn auf den Bug geht nicht, der ist zu schräg. Auf´s Heck geht auch nicht, der Anleger auf der Insel ist laut Kapitän zu kurz zum Entladen des Schiffshecks.
In den Passagierraum geht auch nicht, die Tür ist nur ein niedriger Durchschlupf. Der Kapitän meint schließlich: Schieben wir die Dinger doch oben über die Kabine aufs Sonnendeck! Er macht es mit einem Mini-Scooter vor: Eine 5 m lange schmale Planke wird im 45 Grad-Winkel postiert, und mit Ach und Krach ziehen und zerren drei Mann das Fliegengewicht aufs Dach. Und das mit unseren Maschinen? Da bricht die Planke doch gleich durch, ganz zu schweigen, wie der Flaschenzug (den es gar nicht gibt) aussehen müsste, der das Gewicht hochziehen kann!


Das Schiff, das letzte für heute, fährt also ohne uns ab. Schon blöd manchmal, so als Individualreisende. Um alles muss man sich selber kümmern, und wenn was daneben geht, hat man keinen Reiseleiter zum Verhauen.
Wir müssen also frustriert den Pier verlassen, aber inzwischen kommt genauso viel Wasser von oben wie sich vermutlich während der biblischen Sintflut über die Welt ergoss, und wir erreichen klatschnass ein nahes Hotel. Dort kommen wir abends nicht mal vor die Tür, um was zu Essen zu besorgen, so schüttet es. Wir rufen 1711 an, unsere Rettung: den unvergleichlichen, unersetzlichen, unübertroffenen Mc Donald´s Delivery Service! Tatsächlich steht nach einiger Zeit ein durchaus bedauernswertes Individuum auf einem Scooter draußen in den Fluten, um uns das erste Fast Food nach Monaten zu kredenzen. Stilvoll verzehren wir Burger, Pommes und Cola auf dem Hotelbett und versuchen, nicht allzu sehr rumzuferkeln.


Am nächsten Morgen sind wir um acht Uhr am Pier, zahlen insgesamt 5,80 EUR und fahren in den Schiffsbauch des nun größeren Fährschiffes, wo wir uns den Platz mit ein paar PKW, einer Matratze sowie Kisten und Kästen teilen. Nach 40 Min. schaukelt die Fähre vor dem Pier auf Koh Yao Yai. Dummerweise liegt das Schiff längs, so dass wir die Rampe nicht wie gewohnt nach geradeaus, sondern nach links verlassen müssen. Durch den Seegang hüpft die Metallplanke so mächtig rauf und runter, dass ich streike. Da komme ich niemals ungeschoren drüber! Zwei Schiffsleute meinen, ich soll doch jetzt mal voran machen, die anderen wollten ja auch an Land. Mir egal, ich mache das Motorrad aus und bemühe mich, das Motorrad in der Senkrechten zu halten. Ein verzweifelter Blick nach hinten zu Thomas, der die Lage erkennt und mir die Kiste rüberfahren will - da liegt die ganze Fuhre auch schon auf der Rampe. Und die beiden Jungs, die beim Aufrichten helfen, merken, was das Moped wiegt.


Eine halbe Stunde später parken die beiden Hondas vor der OpenAir-Rezeption eines Strandresorts, von denen es auf Koh Yao nach unseren Erkundungsfahrten nur vier zu geben scheint. Es ist ursprünglich und dschungelhaft hier, die Leute machen in Fischen und Kautschuk. Und wir machen erstmal nix. Außer vielleicht schwimmen gehen und meine lästigen Sandmückenstiche wegzupflegen, die ich mit vor ein paar Tagen bei Chumphon geholt habe.

Das muss für die nächsten Tage reichen!

Malaysia - Life is a beach!

21.10. 2013 - 26.200 Kilometer

Leberkäse, Laugenbrötchen und Pfälzer Wurst - nach sechs Monaten frühstücken wir vertraute Gaumenfreuden in Manni´s German Bakery auf Phuket. Wenn nicht hier, wo soll es sonst so etwas geben in Thailand? Manni hat seit 20 Jahren sein Geschäft hier, und abends gehen wir zusammen essen, er kennt sich natürlich bestens aus in der lokalen Szene. Hier ist was los, und an Kuriositäten mangelt es nicht: In einer Bar entdecke ich zwei Hunde, die mitten auf der Theke sitzen. In einem seichten Pool treffen wir auf erwachsene Asiaten - mit Schwimmflügelchen. Nicht zum Spaß, sondern weil sie nicht schwimmen können.

Ein Blick in die Reisepässe am kommenden Tag drängt uns zur Grenze: Unser 30-Tage-Visum für Thailand läuft aus. Wir wollen gern nach Myanmar, aber seit Wochen vergehen keine drei Tage, an denen dort nicht geschossen und gebombt wird. Es ist schlimm, wie sich dort die Muslime und die Buddhisten in der Wolle haben. Die Lage ist reichlich unübersichtlich, es gibt keinen scharf umrissenen Krisenherd im Land, den man umfahren könnte.

Da wir erst recht keine Lust haben, uns einer Reisegruppe durch Birma anzuschließen, verzichten wir vorerst auf eine Einreise, die für zwei Individualisten wahrscheinlich schnell am ersten Kontrollposten eine Umkehr zur Folge hätte. Dazu sei am Rande noch erwähnt, dass falls man sich doch für eine Reiseagentur entscheidet, bis zu 550 USD abgezockt werden, pro Tag, versteht sich. Wir wollen gar nicht wissen, wie viele einheimische Monatsgehälter das wohl sind!

Ok, wo ist die nächste Grenze? Es sind zwei bequeme Tagesreisen bis nach Malaysia, also warum nicht …

Die Hitze an den beiden folgenden Tagen ist kaum auszuhalten. Es ist bekanntermaßen ein Unterschied, im Flattergewand am Strand herumzugeistern oder mit Motorradstiefeln an den Füssen und Helm auf dem Kopf viele Kilometer auf dem Motorrad zu fahren. Irgendwann brauchen wir Schatten und etwas in den Magen, wir erspähen am Straßenrand ein Restaurant mit vielen Gästen unter einem schattigen Dach.

Kaum haben wir Platz genommen, bedeckt eine freundliche Dame den kompletten Tisch mit Schüsselchen voller Fisch, Gemüseplatten und Getränken. Wir sind etwas erschrocken, ist heute Spezial-Menü-Tag? Wir hatten doch noch gar nicht bestellt! Auf unsere vorsichtige Nachfrage, was denn das kosten soll, wird das ohnehin schon zu hörende Gekichere der anderen Gäste zum Lachen. Man klärt uns auf, dass dies kein Restaurant, sondern eine Hauseinweihungsparty sei. Oh, wie peinlich! Aber wir werden so herzlich verköstigt, dass unser Unbehagen sofort verschwindet, im Gegenteil, eine tolle Band macht noch richtig gute Livemusik!

Durch sattgrüne Dschungelwälder kurven wir weiter zur Grenze. In Malaysia ist sofort klar, dass wir uns wieder in einem muslimischen Staat befinden. Alle Frauen tragen Kopftuch, lange Gewänder und der Muezzin ist dreimal am Tag zu hören. Vieles ist auf arabisch geschrieben, und die Restaurants bieten Halal-Mahlzeiten (durch den Koran erlaubte Speisezubereitung) an. Wir verleiben uns am Abend an einem Straßenstand die besten Burger seit endlosen Zeiten ein. Auf die Insel Langkawi kommen wir leider nicht, denn die kleine Auto-Fähre ist für die nächsten Tage ausgebucht.

Da wir bei der Hitze auf keinen Fall aufs Baden im Meer oder in anderen Wasseransammlungen verzichten wollen (und das möchte ich im Bikini und nicht in T-Shirt und langer Hose), sind wir froh, dass wir nur zwei Tage im Land bleiben müssen. Dann nämlich können wir die vorsorglich in unsere zweiten Pässe in Kathmandu eingetragenen 60-Tage-Visa für Thailand aktivieren und haben Ruhe vor irgendwelchen Visageschichten.

Gesagt, getan, am kommenden Tag kurven wir auf anderer Strecke wieder über herrliche Serpentinen durch den Dschungel des malaiisch-thailändischen Grenzgebietes und freuen uns, wieder in Thailand zu sein.

Life is a beach … Das haben wir gerade an einer Hauswand gelesen ...

Thailand - Von Monstern und Horden

28.10.2013 - 26.600 Kilometer

Am schönen Strand von Hat Yao hausen die Bestien. In Form winzig kleiner Sandfliegen beißen und saugen sie zunächst unbemerkt an meinen Beinen herum, das traurige Ergebnis sehe ich am nächsten Morgen. Immerhin ist die Population hier nicht so dicht wie am weit entfernten Strand von Chumphon, wo ich die erste Begegnung mit den Monstern machen durfte. Nur vier Attentat-Stellen kann ich ausmachen, aber von denen habe ich wieder acht Tage etwas. Thomas wird verschont, er lümmelt auch nicht ganz so gern im Sand herum wie ich, sondern bevorzugt Strandbudenstühle.

In Ao Nang ist die heimische Fauna erfreulicherweise anders! Nichts, was sticht, saugt und nachhaltige Pein verursacht, hier hüpfen "putzige kleine Gesellen" (frei nach H. Sielmann) in Form von Palmhörnchen im Geäst über unseren Köpfen herum und am Strand, dort wo er an die dschungelbewachsenen Kalksteinfelsen grenzt, hausen die Affen.

Eigentlich gehören sie da oben in den Bambuswald, dort sind sie aber nur bei schlechtem Wetter anzutreffen. Nicht, weil es dort regengeschützt ist, sondern weil dann keine fütterungswilligen Touristen unten am Strand unterwegs sind, die für Vollpension sorgen. Kommen die Leute, können wir lustige Szenen erleben, besser als diese ganzen Zoo-Magazine im Fernsehen: Affen, die an den Füßen im Baum hängend nach Strandfrisuren grabbeln. Affen, die sich in unbeobachteten Momenten in unbewachten Kinderwagen tummeln und die Wickeltaschen untersuchen. Affen, die jede noch so winzige Tüte entdecken und ruckzuck mit ihr im Baum verschwinden, und sich dann mit den Artgenossen darum zu kloppen. Affen, die hinten an Bikinihosen springen ...

Die von uns hier recht oft frequentierte Strandbar „Last Café“ wird von den Affenhorden verschont, die Besitzer kriegen es bemerkenswerter Weise hin, die „kleinen Racker“ (wieder frei nach H. Seelmann) fern zu halten. Dafür finden sich hier zum Sonnenuntergang andere Horden auf zwei Beinen ein - obwohl: Weil es, wie der Name treffend sagt, das letzte Café in der Bucht ist, sind viele wohl zu faul, sich diesen schönen Platz zu erarbeiten und bleiben in der Nähe des Dorfkerns, um einen Sun Downer zu schlürfen. Vielleicht liegt es auch daran, dass man auf dem Weg dorthin 23 (!) palmgedeckte Massagehütten passieren muss, wenn man nicht am Strand entlang läuft. Und die Masseurinnen (Masseusen? Massage-Frauen?) sind äußerst publikums-unscheu, um die Kundschaft auf ihre Liege zu befördern. Eine solche Massage ist aber auch nicht teuer und wirklich klasse, ich habe es am eigenen Leib erfahren. Und Thomas werde ich bestimmt auch noch auf die Matte bekommen.

Gefährliche Ölmassage

08.11.2013

Heute sind wir ausnahmsweise recht kurz angebunden: Wir sind glücklich, dass wir weder hungern noch frieren müssen und dass wir keine Pannen haben.

Und abgesehen davon, dass meine gute Moped-Sonnenbrille weg ist und die Affen vor einigen Tagen Thomas´ T-Shirt geklaut und ganz oben im Baum aufgehängt haben, sind auch keine Verluste zu beklagen.

Gerade machen wir nicht viel mehr als das, was wir immer schon "Urlaub" genannt haben! Ganz besonders freuen wir uns auf die kommende Woche, wenn uns unsere Tochter hier für einige Zeit besuchen wird und mit uns zusammen  - Urlaub machen wird.

Danach werden wir uns wieder auf einen längeren Weg machen und Kambodscha heimsuchen.

Wenn ihr übrigens Näheres zu dem herrlich reißerischen Titel dieses diesmal recht sinnfreien Blogs erfahren wollt, könnt ihr euch die Fotos ansehen:

Kontrast-Programm!

03.12.13 - 27.300 Kilometer

Derzeit machen wir Station an einem Rambazamba-Strand auf Phuket, und das ist wirklich mal was anderes: Das komplette Kontrast-Programm zu Überlandfahrten und authentischem Landesbild. Aber was ist schon authentisch, der (Massen-)Tourismus gehört auch zu diesem Land.

Seit einigen Tagen ist die Freude riesengroß, denn unsere Tochter ist eingeflogen, um uns für siebzehn Tage in Thailand besuchen zu kommen. Schnell stand fest, dass sie natürlich nicht wieder nach Hause will, nicht so schnell. Palmen, weiße Strände, Shopping-Offensiven und Coconut-Shakes – das können wir ja sowas von verstehen! Jedenfalls haben wir nach kurzer Beratung ihren Rückflug um eine Woche nach hinten verschoben, so dass wir mehr Zeit mit ihr verbringen können und sie noch nicht zurück zu Studium und Eiskratzer muss. Unsere Fahrt nach Kambodscha wurde dafür gestrichen, Angkor Wat muss warten. Aber was wäre das Leben ohne Ziele! Da kommen wir schon noch hin, ein anderes Mal.
Pizzahütten, die unvermeidlichen Massage-Salons, Liegestühle am Strand (und zwar nicht zu knapp) und hippe Strandbars lassen in Surin das Herz des winterweißen Europäers - und vor allem des Russen - höher schlagen. Wir sind mitten im winterlichen Thailand-Rummel zugegen. Und die Preise hier - puh! Glücklicherweise sichteten wir mit geübtem Auge den besten Warung-Stand vor Ort, am Rande einer schönen Bucht gelegen. Einige dieser kleinen, familiengeführten Garküchen mit ein paar Plastikstühlen unterm Bast- oder Wellblechdach haben sich noch nicht vertreiben lassen, und so können wir köstlich essen zu normalen Preisen. Ist sowieso viel „stylischer“, wie unsere Tochter sagen würde. Denn bei 15 EUR pro Oligarchen-Pizza, die wir niemals essen werden, hört der Spaß auf. Aber es gibt genug Verrückte hier, die das zahlen.
Zwei Freunde aus Deutschland verbringen just im Moment ebenfalls ihren wohlverdienten Urlaub hier, und so tingeln wir für fast zwei Wochen zu fünft in der Gegend herum. Wir sind mit schwimmen, in den hohen Wellen herumtoben und anderen Strandaktivitäten voll im Familien-Urlaubs-Modus.

Mit etwas Sorge beobachten wir die Entwicklung in Bangkok. Mittlerweile fliegen Gummigeschosse, und die Polizei setzt Tränengas ein. Massive Ausschreitungen zwischen der Regierung und der konservativen Opposition haben die Stadt in einen Ausnahmezustand versetzt. Auch die Provinzhauptstädte bleiben nicht ruhig, wenn auch Zwischenfälle in weit geringerem Maße als in der Landeshauptstadt vermeldet werden. Bald müssen sich Thomas und ich auf den tausend Kilometer langen Weg nach Bangkok machen. Wir werden von dort aus Mitte/Ende Dezember die Motorräder per Seecontainer Richtung Heimat verschiffen und uns selbst später ins Flugzeug nach Westen setzen.
Wir hoffen, dass wir nicht von den Unruhen tangiert werden und die Einschiffung am Hochseehafen problemlos über die Bühne bringen können. Es ist schwer abzuschätzen, in wieweit das öffentliche Leben bereits eingeschränkt wurde, möglicherweise sind nur bestimmte Kernbrennpunkte um die Ministerien und wichtige Behörden herum betroffen. Schulen und Universitäten wurden in Bangkok jedoch bereits geschlossen. Wir werden berichten ...

 

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