19.04.2012 - Großer Sandkasten am Erg Chebbi

Kein Wind, blauer Himmel. Also alles in bester Ordnung, und wir brechen auf, heute wollen wir den Erg Chebbi erreichen. Dieses größte Dünengebiet Marokkos liegt ca. 40 km westlich der algerischen Grenzend auf 800 m Höhe, wir haben wieder eine bequeme Tagesetappe von 260 km zu fahren. Kathi ist wieder guter Dinge, in Anbetracht der immer einsamer werdenden Strecken bemerkt sie: "Echt chillig hier!" Die Vegetation wird weniger, die ersten Sandfelder tauchen auf. Kurz vor Erfoud halten wir zum obligatorisch Tee an einem Bedu-Zelt, das geschäftstüchtig gleich an der Strecke aufgeschlagen ist. Die netten Besitzer sind jedoch sehr zurückhaltend und wir haben eine angenehme Pause. Hinter dem Zelt kann man in der Ferne die Kunstwerke von Hansjörg Voth erkennen, die er in die Wüste baute: die Himmelstreppe, die Spirale und die Stadt des Orion. Da man, wahrscheinlich wegen des Massenandrangs in der Vergangenheit, nur noch mit Führer und Anmeldung in dieses Gebiet darf, verzichten wir aber aufgrund des schon fortgeschrittenen Tages auf eine nähere Erkundung.
Kurz darauf fällt Thomas auf, dass an Kathis Alp der rechte Koffer das Weite suchen will. Die große Hauptbefestigungsschraube ist weg … wir sichern das Ganze mit Spanngurten und finden gleich 20 km weiter in Erfoud eine Mechanikerwerkstatt, die die passende Schraube aus einem herumliegenden alten Motor ausbaut und bei der Alp einbastelt (wir hatten natürlich alle anderen Schraubengrößen mit, nur nicht die "richtige").

Durch die grünen Oasen von Rissani geht es, immer weiter nach Süden. Kurz vor Merzouga führt uns der Weg weg von der Straße - 6 km Piste, anderes Hinkommen ist nicht möglich. Wir denken an Kathis Erfahrung mit der "Höllenpiste" eine Woche zuvor und überlegen, wie wir sie hintendrauf nehmen, dann zurück, das Moped holen und zu zweit wieder retour - alles Blödsinn, denn mutig meint Kathi: "Ich probier mal. Wenn das nicht geht, halte ich einfach an." Was soll man sagen - es folgt eine Wellblechpiste, die einem die Plomben aus den Zähnen rüttelt. Da hilft nur eins: die Kopfsperre lösen und statt langsamer werden - entgegen des üblichen Instinkts -
beschleunigen, und schon wird die ganze Fuhre ruhiger. Bloß haben wir das Kathi vorher nicht erzählt, da wir nicht mit Wellblech gerechnet hatten - aber sie fährt einfach bis zum Erg durch. Großes Lob folgt sofort! Und die "Belohnung" auch: Im tollen Hotel gibt es Luxus pur, wir verzichten zwei Tage aufs Campen. Vom Bett und der Terrasse aus Blick auf die wundervollen roten Dünen - wir erzählen nicht lang, guckt euch die Bilder an.

Das Hotel ist mit nur wenigen Gästen belegt, ein paar Franzosen mit Geländewagen und einer Gruppe von Mädels, die von Tina Meier (sie ist vor zwei Jahren leider am 2. Tag bei der Paris-Dakar ausgeschieden) gecoacht, erste Offraod-Erfahrungen im Erg machen.